Mittwoch, 13. April 2011

Days of Distance II - Bericht

Longlines waren das Thema meines Events letzte Woche am Stubenbergsee. Also keine Höhe, keine Schluchten, und auch keine Tricks: Es ging nur um die pure Länge.

Dieses Jahr habe ich etwas Neues probiert: Dank AustriAlpin verfüge ich über ein starkes Longlineband in 500m (!!) Länge. In einer Zeit, wo immer neue Längenrekorde aufgestellt werden, teilweise mit zu leichten und schwachen Bändern unter gefährlichen Bedingungen, wollte ich ein Gegenstatement setzen: Wir bauten eine 170m-Leine auf und nahmen das Band dafür doppelt. Die Folge: extrem hohes Gewicht.

Warum? Weil es wild ist und schwer und faszinierend. Und weil ich zum Schluss gekommen bin, dass nicht alles, was verrückt ist, auch gefährlich sein muss. Ich darf sagen, wir hatten eine sehr großzügige Sicherheitsreserve, was die Spannung anging. Es war damit, meines Wissens, auch die schwerste Slackline, die jemals aufgebaut wurde.

Ob wir dieses Monster gehen konnten? Nein. Wir hatten gute Versuche, Lukas (Irmler) stieg nach etwa 30m auf und ging sie durch, hatte aber wegen einer Knöchelverletzung wenig Motivation für die Höhe am Beginn der Leine.

Egal, das Ding war eher ein Spielzeug als ein Projekt.

Ja, leichtere Bänder sind einfacher zu gehen. Aber will ich es einfach haben? Worum geht es bei Longlines? Was mich am meisten fasziniert, sind die starken Schwingungen des Bandes, durch sein hohes Eigengewicht (in unserem Fall allein 30 kg Band).

Was das für Schwingungen waren? Ihr habt keine Vorstellung! Wie auf einem lockeren Drahtseil. Die Bewegungen des Bandes hatten eine unglaubliche Wucht. Jeder Meter, den man sich vorwärts kämpfte, war extrem komplex, die Windschwingungen änderten sich ständig, das Gehen war ein einziger Flowzustand.

Ich will damit nicht gegen Dyneemabänder Stimmung machen. Dieses leichte Material ist sehr faszinierend, auch für mich. Aber zu leichte, zu stark gespannte Polyesterbänder sind einfach gefährlich. Und wie man sieht, geht es auch anders.

Unsere Bedingungen waren alles andere als einfach: Ich hätte nicht gedacht, dass man bei so viel Wind Longlinen kann. Der Donnerstag war diesbezüglich noch am besten. Freitag und Samstag waren wirklich wild. Dennoch hatten alle ihren Spaß. Was uns rettete, waren unsere Experimente mit schweren Bändern: Einerseits eine 95m Leine mit Statikseil drunter – unser Highline-Simulator, und andererseits die schwere 170er. Das Monster war, dank doppeltem Aufbau, relativ stabil, und ich hatte meinen besten Versuch (knapp bis zur Hälfte) bei ziemlich starkem Wind.

Die Stimmung war trotz Sturm - „Wir kommen seit 10 Jahren hierher und haben noch nie solchen Wind erlebt“, erklärten uns die Locals – sehr gemütlich. Etwa 30 Longlinebegeisterte aus allen Windrichtungen nahmen teil und fanden auf der einen oder anderen Leine ihre Grenzen – oder überwanden sie.

Die Kleine Zeitung war vor Ort und hat einen schönen Bericht gemacht.


Am Sonntag waren einige von uns noch oben bei der 64m langen Stubenberger „Rafsta Project“ Highline, deren stolzer Erstbegeher ich bin. Sie erfuhr zwei beeindruckende Onsight-Begehungen, von Lukas und Alex (Schulz), der auch den Rückweg Onsight meisterte. Respekt!!

Besonders gefreut hat mich, dass ein kompletter Neuling aus Niederösterreich, der bereits die Tage zuvor mit einem sehr geschmeidigen Longlinestil aufgezeigt hatte, einige beeindruckend gute Versuche hatte. Es war dabei erst seine vierte Highline. Sein Name ist Hans, und wir nannten ihn am Ende des Tages nur noch Highline-Hans.

Es scheint so, als wären Hans und die Slacklinecommunity auf der Suche nach einander gewesen, und hätten sich endlich gefunden. Schön!

Es hat also Spaß gemacht! Man sieht sich spätestens nächstes Jahr.


P.S.: Vielen Dank an Hans Jürgen Mosbacher vom Kletterpark Graz Hilmteich, der uns wieder den genialen Longlineplatz in Stubenberg organisiert hat, sowie an den Slacklineverein slackline.at für Unterstützung verschiedenster Art. Die Bilder stammen von Tom Divan und Thomas "Snöüdl" Spöttl.

P.P.S.: Wir haben viele spektakuläre Videoaufnahmen gemacht. Ein Clip ist in Arbeit ...