Montag, 30. Januar 2012

Besuch aus der Schweiz

Das Jahr beginnt gut!
Jeremy Folly hat mich am Beginn seiner geplanten Rundreise mit einem Besuch beehrt. Mit ihm gelangen Erstbegehungen einiger schöner Highlines.

Froid Graz



Die Line ist 31m lang, ca. 40m hoch und war weit abenteuerlicher, als wir uns das erhofft hatten: Bittere Kälte, Schnee und viel länger als die 20m, die wir zuerst geschätzt hatten. Ein Spot, den ich schon lange kannte, aber nie wirklich wahrgenommen hatte. Wir hatten beim Gehen Tränen in den Augen von der Kälte.

Nach einer Session an der bekannten Stubenberger Rafsta Project Highline, mit Jeremys leichtem Dyneemaband, die ihm seine längste Highline und mir eine Begehung mit fast 2m Durchhang brachten, fuhren wir für ein paar Tage in den Süden. Osp wurde unser Basecamp, von dem wir zu neuen Highlinespots aufbrachen.

Torre di Babele



Napoleonica heißt ein Klettergebiet bei Triest, in dem ein paar schöne Felsnadeln stehen. Der logischste Spot hatte eine stolze Länge von 50m. Jeremy holte sich schnell die Erstbegehung und ich folgte Onsight. Die Carabinieri kamen vorbei und fragten und streng, ob das unser Seil sei. Dann fuhren sie wieder.


Vinkuran

Schließlich fuhren wir noch einen Tag nach Kroatien in die Gegend von Pula. Dort gibt es einen antiken Steinbruch mit 40m hohen, senkrechten Kalkwänden. Ich hatte dort im Sommer zwei perfekte Highlinespots entdeckt. Nun kam ich endlich zurück, um diese Lines zu verwirklichen.
Wir waren gerade beim Aufbau, als sich das Wetter verschlechterte. Wir sahen Blitze in der Ferne, und es dauerte nicht lange, bis wir uns in einem Hagelgewitter wiederfanden, mit Sturmböen, die uns fast von den Füßen fegten.
"Das wird schon wieder", lachte ich. Jeremy glaubte kein Wort, doch dennoch war er es, der mit dem Aufbau fortfuhr, während ich abwartete.
Der Plan war nämlich, dass jeder von uns seine eigene Leine aufbaute. Wir hatten etwas Spezielles vor ...
Als Jeremy gerade fertig war, sahen wir blauen Himmel am Horizont, und als die Leine standen, kam die Sonne heraus. Nun stand unserem verwegenen Plan nichts mehr im Wege: Einer Simultan-Erstbegehung. Das war uns aber zu wenig Herausforderung, wir wollten auch noch ein Beweisfoto aufnehmen. Doch wie soll das gehen, zu zweit? Die Idee war so verrückt, dass wir beide von Anfang an begeistert waren.
Es war Jeremy, der, als ich schon auf der Line war, den Selbstauslöser betätigte und schnell auf die Line stieg. Hier das Foto:


Nun standen wir natürlich erst recht unter Druck: Was, wenn nur einer die Begehung schaffte? Was, wenn wir beide stürtzen?
Die Frage stellte sich nicht - wir schafften es beide bis auf die andere Seite. Auch der Rückweg ging bei beiden Onsight. Wenn es doch immer so leicht gehen würde!
Ich taufte meine Line Cold Barbecue (wegen der Feuerstelle 40m unter der Line) und Jeremy seine I survived apocalypse ... und andere Hagelstürme.

An dieser Stelle noch die besten Wünsche an Jeremy für seine Reise und vielen Dank für die gute Zeit und die schönen Fotos!